Der beginnende Herbst lädt an schönen Tagen wieder zu Spaziergängen ein. Führen die Schritte über die Große Neißebrücke in das benachbarte Gubin, so gibt es dort allerhand zu entdecken. Erst jüngst wurde die Renovierung der Außenfassade des alten Rathauses abgeschlossen und es präsentiert sich wieder in alter Schönheit. Weiter geht es über den alten Marktplatz und links am Dicken Turm vorbei. Unser Weg führt weiter zum ehemaligen „Wilhelmsplatz“, der 1873 seinen Namen zu Ehren Kaiser Wilhelm I. erhielt und im Jahr darauf ein Denkmal für die gefallenen Gubener während des Deutsch-französischen Krieges.
Zwar ist dieses Denkmal verschwunden, doch ein anderes lenkt linkerhand die Blicke auf sich. Direkt an der Lubst, etwa in der Mitte zwischen altem „Kastaniengraben“ und der alten Schemels Brücke, ragt eine etwas grob gehauene Steingruppe empor. Der größte Stein trägt eine ovale Marmortafel, auf denen Schriftzüge verdeutlichen, wem dieses Denkmal gewidmet ist: Adam Mickiewicz, dem großen polnischen Dichter, der auch hierzulande durch seinen Historienroman „Pan Tadeusz“ bekannt ist. Anlässlich seines 100. Todestages im Jahre 1955, ist zu erkennen, war diese Gedenktafel angebracht worden.
Der Denkmalsstein jedoch, auf dem diese Tafel angebracht wurde, ist sehr viel älter, inzwischen sind es bereits 104 Jahre her, dass er am 1. September 1902 einer bedeutenden Gubener Persönlichkeit gewidmet wurde – Adolph Jackeschky.
Viel ist über diesen Mann bislang nicht bekannt, weshalb an dieser Stelle einiges zu ihm ausgeführt sei.
Adolph Jackeschky zählt zu jener kleinen Gruppe herausragender Männer, die von der Stadt Guben mit dem Ehrenbürgerecht bedacht wurde. Weshalb ihm diese hohe Ehre zuteil wurde, geht aus dem folgenden Text der Urkunde hervor, die ihm am 11. März 1892 durch Oberbürgermeister Bollmann und anderen offiziellen Vertretern der Neißestadt überreicht wurde:
„Wir Magistrat und Stadtverordneten der Stadt Guben in Erwägung, dass der Stadtrat Herr Adolph Jackeschky unserer Stadt in fünfundzwanzig Jahren amtlichen Wirkens mit seltener Treue und Hingebung gedient und insbesondere der Fürsorge für die Kranken, Siechen und Waisen eine unermüdliche, opferfreudige und von echt humanem Geiste getragene erfolgreiche Tätigkeit entwickelt, dadurch aber seinen Mitbürgern ein schönes, nachahmenswertes Beispiel von Bürgertugenden gegeben hat, haben beschlossen, dem Stadtrat Herrn Adolph Jackeschky bei seinem heutigen fünfundzwanzigsten Dienstjubiläum das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Dessen zu Urkund ist dieser Ehrenbürgerbrief ausgefertigt. Guben, den 11. März 1892. Der Magistrat: Unterschriften. Die Stadtverordnetenversammlung. Unterschriften.“
Zu diesem Zeitpunkt lag sein 70. Geburtstag schon einige Jahre zurück und er konnte auf ein überaus arbeitsreiches Leben zurückschauen. Neben seiner oben genannten Tätigkeit war er u. a. auch Seniorchef der Firma Wilhelm Wilke, die im kommenden Jahr ihr 190jähriges Betriebsjubiläum begehen kann. Zudem war er lange Jahre Kirchenältester der Stadt- und Hauptkirche sowie Vorsitzender und Mitglied des Vorstandes des Brandenburgischen Knappschaftsvereins.
Erwähnenswert ist auch sein Engagement für das 1874 eröffnete Gubener Stadttheater. Er zählte zu den Gründungsmitgliedern und war Vorstandsmitglied der Aktiengesellschaft zum Bau des Theaters. Schließlich hatte er seine Stimme auch entscheidend für die Anlage des „Wilhelmsplatzes“ in die Waagschale geworfen.
Adolph Jackeschky starb am 16. Februar 1897 im Alter von 79 Jahren. Doch über seinen Tod hinaus blieb er mit Guben verbunden, indem er für die Stadt- und Hauptkirche ein farbiges Glasfenster stiftete. Dies hatte er in seinem Testament verfügt und noch im selben Jahr entstand an der Marktseite der Kirche, links neben dem Denkmal für Johann Frank, das Fenster mit einer Darstellung der „Auferstehung Christi“.
Als man in der Gubener Stadtforst auf einen riesigen Findling stieß, kam der Gedanke auf, diesen Stein dem verstorbenen Stadtrat und Ehrenbürger zu widmen. Der Stein von etwa 80 Zentnern Gewicht wurde in den Anlagen am „Wilhelmsplatz“ aufgestellt und durch den Gubener Bildhauer Lachmann kunstgerecht bearbeitet. Eine ovale Bronzetafel, eingefaßt von Eichenlaub und Schleife trug die Inschrift: „Dem Schöpfer dieser Anlagen, Herrn Stadtrat Adolph Jackeschky. Die Stadt Guben.“ Am 1. September 1902 konnten die Arbeiten beendet werden. So ehrt dieser Stein gleich zwei bedeutende Männer und beide haben es auf ihre Art verdient. |